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  Quelle: WKO-Newsletter / Salzburger Nachrichten Nr. 224 vom 26.09.2013  
     
  Versteckspiel auf dem Arbeitsmarkt  
  Seite: 15 Ressort: Wirtschaft 224 Österreich


Jobs. Würden die versteckten Arbeitslosen in der Statistik aufscheinen, wiese Österreich eine doppelt so hohe Arbeitslosenrate auf.

Richard Wiens Wien (SN). Wenn es um die Lage auf dem Arbeitsmarkt geht, gilt Österreich in Europa als Vorzeigeland, im EU-Vergleich nimmt es mit der niedrigsten Arbeitslosenrate regelmäßig den Spitzenplatz ein. Zur Jahresmitte wies Österreich laut Eurostat eine Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent aus, der EU-Durchschnittswert lag bei elf Prozent, in der Eurozone war er um einen Prozentpunkt höher.

Die Statistik zeige aber nur die halbe Wahrheit, behaupten Ökonomen der Denkfabrik Agenda Austria. Würden die versteckten Arbeitslosen berücksichtigt, etwa Frühpensionisten oder Schulungsteilnehmer, wäre die Arbeitslosenrate in Österreich doppelt so hoch wie offiziell ausgewiesen. Im ersten Quartal hätte sie statt 5,1 dann 10,3 Prozent ausgemacht, sagte der Leiter von Agenda Austria, Franz Schellhorn, am Mittwoch. In absoluten Zahlen wären dann nicht 220.000 Personen ohne Job gewesen, sondern 470.000, also um 250.000 mehr.

Wie erklärt sich die massive Abweichung? In die Modellrechnungen, die Michael Christl und Denes Kucsera von Agenda Austria angestellt haben, fließen auch jene Personen in die Arbeitslosenzahl ein, die in einer Hochkonjunktur arbeiten würden, aber entweder nicht aktiv suchen oder nicht sofort verfügbar sind. Die offizielle Statistik lässt solche Personen, die zwar keinen Job haben, aber gern einen hätten, außen vor. Und zwar sowohl die gängigere Methode der EU als auch die nationale Berechnung in Österreich, die das AMS verwendet. Von beiden nicht berücksichtigt werden Schulungsteilnehmer, die EU rechnet nicht aktiv Suchende und kurzfristig nicht Verfügbare heraus. In Österreich fallen Lehrstellensuchende und Personen, die sich nicht beim AMS melden, aus der Statistik. Die EU-Arbeitslosenraten sind niedriger, weil dort auch Unternehmer und alle, die zumindest eine Stunde pro Woche arbeiten, als erwerbstätig gezählt werden, was die Gesamtheit der Erwerbstätigen erhöht. Österreich wies 2012 nach nationaler Methode 7,0 Prozent Arbeitslosenrate aus, im EU-Vergleich 4,3 Prozent.

Mit einer ehrlicheren Arbeitslosenstatistik stünde Österreich im EU-Vergleich schlechter, aber immer noch gut da, sagt Schellhorn. Konkret würde man von Platz eins auf Platz vier rutschen, Österreich würde von Deutschland, Tschechien und Großbritannien überholt. Allerdings sei Österreich keineswegs das einzige Land, das seine Arbeitsmarktstatistik schöne, betont Schellhorn. „Es tricksen alle, aber alle woanders und in unterschiedlichem Ausmaß.“ Österreich nütze den Spielraum in der Statistik aber auffällig gut und stärker als andere Länder aus. Das zeigen die Unterschiede zwischen der offiziellen und der um versteckte Personen bereinigten Arbeitslosenrate. Überrascht waren Kucsera und Christl, dass auch Dänemark und die Niederlande, die hinsichtlich ihrer Arbeitsmarktpolitik als Vorbilder gelten, ihre jeweilige Statistik besser aussehen lassen, als es der tatsächlichen Lage entspricht.

Schweden verschleiere eher bei den Jüngeren den tatsächlichen Zustand auf dem Arbeitsmarkt, einer Gruppe, bei der Österreich gut liegt. Hierzulande täusche die Statistik über die tatsächliche Lage bei den älteren Erwerbstätigen hinweg. Bei den 55- bis 64-Jährigen ist die versteckte Arbeitslosigkeit mit 15 Prozent am höchsten, wobei sie bei Frauen mit 20 Prozent fast doppelt so hoch ist wie bei Männern. Die hohen Raten bei den Älteren spiegeln laut Schellhorn den frühen Pensionsantritt in Österreich wider, zudem schlage das niedrigere Antrittsalter von Frauen stark durch.

Auch die Statistik Austria publiziert regelmäßig Zahlen, die erahnen lassen, wie es um Österreichs Arbeitsmarkt bestellt ist. Von 1,3 Millionen Personen, die nicht nach Arbeit suchen, haben 380.000 einen grundsätzlichen Arbeitswunsch. Ein Drittel davon wäre auch binnen zwei Wochen verfügbar, sie gelten laut Experten als „stille Reserve“ für den Arbeitsmarkt, scheinen aber nicht in der Arbeitslosenstatistik auf.

Für Schellhorn ergibt sich aus den bereinigten Arbeitslosenzahlen Handlungsbedarf. Österreichs Politik müsse mehr für einen funktionierenden Arbeitsmarkt für Ältere tun, sonst würden diese nur von einer Statistik in die andere verschoben, von den Pensionisten zu den Arbeitslosen. Um die Beschäftigungschancen für ältere Arbeitnehmer zu erhöhen, müssten einerseits die Sozialabgaben für diese Gruppe reduziert werden. Andererseits wäre es vernünftig, den Kündigungsschutz für Ältere zu lockern, sagt Schellhorn. Denn dieser stelle für viele die größte Hürde auf dem Weg zum Wiedereinstieg ins Berufsleben dar.
 
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