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Quelle: WKO-Newsletter / Kurier vom 05.11.2013 |
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IWF: Teil-Enteignung der Sparer könnte Staatsfinanzen retten |
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Seite: 10 Ressort: Wirtschaft Bgld, Länder, Morgen
Von Irmgard Kischko
Zwangsabgabe. Der Internationale Währungsfonds schlägt vor, von den Privatvermögen zehn Prozent abzuziehen, um die Staatshaushalte zu sanieren. Es sind nur fünf Zeilen im jüngsten, 107 Seiten starken Weltwirtschaft- und Finanzbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF), aber diese fünf Zeilen bergen Sprengkraft: Würden alle privaten Haushalte in der Eurozone einmalig zehn Prozent ihres Nettovermögens (Spareinlagen, sonstige Kapital- und Immobilienerträge minus Kredite) an den Staat abliefern, würden dessen Schulden mit einem Schlag auf das Niveau von 2007 vor Beginn der Finanzkrise sinken. Kurz gesagt: Die Sparer sollen teil-enteignet werden.
"Das ist eine Idee eines abgehobenen Ökonomen, die politisch unmöglich durchsetzbar ist", kommentiert ein heimischer Banker den IWF-Vorschlag. Tatsächlich haben die Politiker in der EU den Bürgern versprochen, dass Spareinlagen bis zu 100.000 absolut sicher sind. Sogar in Zypern, wo die Sparer für die maroden Banken mitzahlen mussten, blieb diese Grenze unangetastet.
Sparer verlieren
Mit den aktuellen Minizinsen auf Spareinlagen sind die Sparer schon jetzt die großen Verlierer. Nach Abzug der Inflation schrumpfen ihre auf Sparbüchern veranlagten Vermögen von derzeit rund 150 Milliarden Euro in Österreich um geschätzte 3,5 Milliarden Euro im Jahr.
Für Stefan Bruckbauer, Chef-Volkswirt der Bank Austria, ist eine zusätzliche Besteuerung der privaten Vermögen daher derzeit auch unvorstellbar. Außerdem könne der IWF so etwas nicht entscheiden. Besteuerung könnten ausschließlich die Staaten selbst beschließen.
Die Idee des IWF allerdings kann er durchaus nachvollziehen. Sie sei Ausdruck der aktuellen Problematik, wonach die Staaten viele, von Privaten verursachte Schulden übernommen hätten, während die Vermögen der Privaten kräftig weiter gewachsen seien. Seit 2007 ist das Geldvermögen im Euroraum immerhin um 16 Prozent oder 2100 Milliarden Euro gewachsen. Die Staaten aber hätten gewaltige Schulden übernommen.
"Sparen wird daher auf die nächsten zehn Jahre unattraktiv sein müssen", betont Bruckbauer. Das Problem Europas sei, dass genug gespart, aber zu wenig investiert werde und daher das Wirtschaftswachstum gering sei. "Wir müssen Wachstum fördern, um die Staatsschulden abzubauen", lautet das Rezept Bruckbauers. Die Politik müsse das Sparen möglichst unattraktiv gestalten, sodass die Menschen mehr konsumierten und investierten.
Für die Sparer heißt das: Auf Erträge nach Abzug der Inflation müssen sie wohl noch lange warten.
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